Ja ich gebe es zu, ich leide aktuell gerade ein bisschen an Herzschmerz. Dieses Gefühl haben wir sicherlich alle schon mal erfahren – leider. Liebeskummer ist dann, wenn uns das Leben wieder mal die Arschkarte zeigt. Dankeschön dafür!
Dieses Thema hat mich zum Nachdenken gebracht, denn in letzter Zeit wurde ich damit öfters konfrontiert, von Personen in meinem Umfeld und nun aber auch durch meine eigene Erfahrung. Was mir dabei auffällt ist, dass es uns oftmals sehr schwer fällt darüber zu sprechen und wir es gerne runterspielen. Man schämt sich dafür, weil man einem Menschen hinterher trauert und man sich emotional abhängig machte. Man fühlt sich schwach, ja vielleicht sogar richtig ohnmächtig und hat das Gefühl, den Boden unter den Füssen verloren zu haben. Man hat Angst, dass das Umfeld einen nicht ernst nimmt oder nicht verstanden wird. Dabei ist es so wichtig darüber zu sprechen! Genau deshalb möchte ich dieses Thema etwas enttabuisieren und hier offen und ehrlich meine Gedanken mit euch teilen.
Liebeskummer ist einfach scheisse, das steht ausser Frage. Doch er wird oftmals unterschätzt und verharmlost. Man fühlt sich verlassen, verletzt, einsam, man ist traurig oder wütend, es nagt am Selbstwertgefühl und was man oft vergisst: Es kann für gewisse Menschen sogar traumatisierend sein und in schlimmen Fällen in eine Depression führen. Doch wenn man Liebeskummer verspürt, geht es dabei oftmals nicht um die andere Person, sondern um sich selbst und die Gefühle, welche dabei ausgelöst werden.
Bei mir persönlich sind es immer dieselben 3 Gefühle, mit denen ich mich in solchen Situationen herumschlage: Mein Selbstwertgefühl, mein Selbstmitleid und meine emotionale Abhängigkeit.
Selbstwertgefühl
Das Gefühl abgewiesen oder verlassen zu werden ist unschön, da sind wir uns einig. Man bezieht die Situation automatisch auf sich selbst. So geht es auch mir. Mein Selbstwertgefühl ist gerade mit dem Lift irgendwo in‘s 3. UG gefahren und steckt da vorerst fest. „Bin ich nicht gut genug? Was habe ich falsch gemacht? Gab ich zu viel/zu wenig?“ um nur einige Beispiele zu nennen, an fiesen, manipulierenden Gedanken, die sich in meinem Kopf gerade so fröhlich rumtummeln. Dabei muss man sich klar bewusst machen, dass wenn sich eine Person gegen dich entscheidet oder sich von dir trennt, dies absolut gar nichts mit deiner Person zu tun hat. Es liegt ganz allein an deinem Gegenüber, welches sich für sich und nicht gegen dich entschieden hat. Doch sich das zu verinnerlichen, fällt schwer, I know…
Selbstmitleid
Ja, ich verfalle in solchen Situationen oftmals in Selbstmitleid. Auch wenn ich von jammern grundsätzlich nicht viel halte, ertappe ich mich dennoch immer wieder in der Selbstmitleidsfalle. Grundsätzlich ist an leiden ja auch nichts falsch. Man darf leiden, ja sogar soll leiden, um zu verarbeiten. Man darf sich auch selbst bemitleiden, jammern tut ab und an auch mal ganz gut. Doch sich zu stark in die Opferrolle fallen zu lassen ist kontraproduktiv. Sich zu lange selbst zu bemitleiden, hilft nichts – im Gegenteil! Man verspürt immer wieder denselben Schmerz und streut sich selbst immer wieder Salz in die eigene Wunde. Selbstmitleid ist, wenn wir die Verantwortung für die aktuelle Situation nicht übernehmen möchten und uns stattdessen lieber in unser Schneckenhaus zurückziehen. Während du dich selbst bemitleidest, konzentrierst du dich auf das Negative und ziehst das auch entsprechend an. Dank Selbstmitleid verpassen wir also die vielen positiven Geschenke, welche uns das Leben täglich bereithält. Also sind wir uns einig – zu viel Selbstmitleid „isch eifach en Gaggi“!
Emotionale Abhängigkeit
Grundsätzlich bin ich ziemlich zufrieden alleine. Deswegen scheue ich mich umso mehr davor, mich von einem Mann emotional abhängig zu machen. Ich rede mir förmlich ein, dass ich allein genau so glücklich sein kann. Gut, verkehrt daran ist ja im ersten Moment nichts. Doch ich weiss ganz genau, dass dies reiner Selbstschutz ist. Ich frage mich manchmal auch, was daran so verkehrt ist, einfach zuzugeben, dass genau dieser eine Mensch mein Leben so bereichert hat, dass ich tatsächlich nochmals ein Stückchen glücklicher war? Und genau in Situationen wie dieser, merke ich wie stark ich mich emotional doch abhängig mache – ob ich will oder nicht. Es ist nicht nur eine liebe Person aus meinem Leben verschwunden, nein, sie hat auch ein kleines Stück von mir mitgenommen.
Ob nun emotionale Abhängigkeit gut oder böse ist, kann ich für mich so pauschal nicht beantworten. Klar ist, dass wir alle von klein auf gelernt haben, emotional abhängig zu sein. In unserer Kindheit ist dies völlig normal, im erwachsenen Alter wissen wir aber plötzlich nicht mehr, wie wir damit umzugehen haben. Machen wir uns zu sehr von einer Person emotional abhängig, vergessen wir uns dabei selbst. Sind wir hingegen emotional völlig unabhängig, fällt es uns schwer eine tiefe Bindung einzugehen. Ich denke hier gibt es ein einfaches Motto: It’s all about the balance!
Ja diese Zeilen liessen sich nun so einfach schreiben von mir. Grundsätzlich weiss ich ja was mir guttun würde oder was richtig wäre. Das wissen wir doch meistens, nicht wahr? Nur an der Umsetzung hapert es dann doch oftmals… Das perfekte Rezept gegen Liebeskummer habe ich nicht (wer es hat, soll sich bitte melden!). Doch was mich in Situationen wie dieser bestärkt, sind folgende 3 Gedanken:
Daraus lernen
„Was will mir diese Situation lehren?“ - Nicht nur in Phasen von Liebeskummer stelle ich mir diese Frage, sondern allgemein in Situationen meines Lebens, in denen es gerade nicht rund läuft. Ich bin davon überzeugt, dass uns jede Situation, die schmerzhaft oder mühsam ist, uns in irgendeiner Art etwas mitteilen möchte. Daher lohnt es sich, mal genauer hinzuschauen, welche Botschaft dahinterstecken könnte, diese anzunehmen und daran zu arbeiten.
Loslassen
Ja, man muss einfach nur „loslassen“ dann kommt alles gut – wie oft haben wir das schon gehört!? Dies ist so viel einfacher gesagt als getan, doch es ist tatsächlich wahr. Wenn wir uns verkrampft an etwas oder jemanden festklammern, sind wir nicht offen, um zu empfangen. Man kann sich dies auch ganz einfach bildlich vorstellen: Wenn wir ständig mit verschränkten Armen durchs Leben gehen, haben wir unsere Hände nicht frei, um das zu empfangen, was zu uns gehört. Daher ist es so wichtig loszulassen, weiterzugehen und alles offen zu empfangen, was uns das Leben schenken möchte.
Im Jetzt leben
Stefanie Stahl hat mal gesagt: „In Situationen, in denen es mir nicht gut geht und ich loslassen muss, stelle ich mir vor, dass Gestern nur eine Illusion war und nie existiert hatte. Das Einzige, was existiert ist die Gegenwart.“ Diese Aussage hat mich zum Nachdenken gebracht. Natürlich weiss ich, wie wichtig es ist im hier und jetzt zu leben, aber ich weiss auch wie schwer es ist, dies wirklich umzusetzen. Dennoch versuche ich so gut wie möglich zu vergeben und abzuschliessen mit dem was war, mich auf das Jetzt zu fokussieren und mich von der Zukunft einfach nur überraschen zu lassen. Mit dem ständigen Vertrauen, dass alles genau so kommen wird, wie es richtig ist für mich.
Natürlich, jede und jeder hat bestimmt eine ganz eigene Art mit Situationen wie dieser umzugehen. Wir kennen uns selbst gut genug, um zu wissen was uns guttut und was nicht. Auch wenn es uns schwerfällt, Geduld und Kraft braucht. Trotzdem wollte ich meine Gedanken mit euch teilen. Doch was möchte ich mit diesem Blogartikel überhaupt vermitteln?
Es ist okay zu sagen, dass man sich nicht okay fühlt, auch wenn es „nur“ Liebeskummer ist – und eben genau das ist es, Liebeskummer ist nicht einfach „nur“ eine kleine Sache. Egal ob wir diesen Menschen gerade erst kennengelernt haben oder er jahrelang an unserer Seite war, es macht etwas mit uns. Manche Menschen leiden monate- oder sogar jahrelang an einem gebrochenen Herzen. Redet offen darüber und schämt euch nicht dafür. Seid füreinander da, stärkt euch und gebt euch Halt. Und selbst wenn Gespräche mit lieben Menschen nicht mehr weiterhelfen, sollte man sich nicht schämen wegen Liebeskummer externe Hilfe anzunehmen. Denn wie eingangs bereits erwähnt, oftmals ist Liebeskummer viel mehr als nur das Vermissen einer lieben Person und nur die Zeit allein, heilt eben doch nicht alle Wunden.
Ich sage an dieser Stelle DANKE an all meine lieben Freundinnen, die sich immer und immer wieder dasselbe „jammern“ von mir anhören und trotzdem immer noch aufmerksam zuhören. <3
Alles Liebe,
Rahel
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