Seit der Gründung von MANA-MIA werde ich verständlicherweise öfters mit dem Thema Einsamkeit konfrontiert. Natürlich – ich habe diese Plattform gegründet, mit der Vision möglichst viele tolle Frauen zu vernetzen und die Möglichkeit auf neue Freundschaften zu schaffen. Dennoch bin ich immer wieder erstaunt und berührt über die Nachrichten, welche mich aus der Community erreichen. In einer Welt, die immer vernetzter zu sein scheint, wird Einsamkeit paradoxerweise zu einem immer grösseren Thema – doch darüber gesprochen wird offenbar kaum. Aber weshalb ist das so? Ich finde, es ist an der Zeit, dieses Tabu zu brechen!
Einsamkeit betrifft Menschen jeden Alters, Geschlechts und sozialen Status. Auch die Gründe dafür sind vielfältig: Berufliche Belastung, Wohnortwechsel, Freundschaften die sich verändern, andere Lebenssituationen und und und.
Auch ich hatte eine Phase in der ich von Einsamkeit betroffen war. Viele meiner früheren Schulfreundinnen hatten irgendwann einen Partner, bekamen schon Kinder und so änderten sich auch unsere Interessen. Nur ich blieb bis heute partner- und kinderlos. Ich hatte mich daher eine Zeit lang sehr einsam gefühlt. Darüber gesprochen hatte ich kaum, es war mir unangenehm und peinlich. Es ging sogar so weit, dass ich irgendwann den "Fehler" bei mir suchte und dachte es stimme mit mir etwas nicht... völliger Quatsch!
Ich hatte jedoch das Glück, dass ich immer wieder tollen Menschen begegnet bin, die mich auf meinem Lebensweg begleiteten und die meisten davon sind bis heute geblieben. Ich weiss heute Freundschaften mehr zu schätzen denn je. Meine Freundinnen & Freunde sind mir das Wichtigste im Leben – weil ich eben genau weiss, dass sie nicht selbstverständlich sind und ich bin unglaublich dankbar dafür.
Laut einer Studie des Gottlieb Duttweiler Instituts fühlen sich Teenager und junge Erwachsene (bis 32 J.) am häufigsten von Einsamkeit betroffen. Dies ist für mich auch nicht sonderlich verwunderlich. Stichwort: Sozialen Medien. Auf den ersten Blick, bilden sie eine scheinbare Verbindung, doch die traurige Wahrheit sieht oft anders aus. Das ständige Scrollen durch perfekt inszenierte Lebensmomente anderer, kann das Gefühl der Einsamkeit verstärken und das Selbstwertgefühl beeinträchtigen. Die scheinbare Nähe auf Bildschirmen kann die Distanz im wirklichen Leben nur noch deutlicher machen.
In der Schweiz gibt jede 3. Person an, sich im Laufe ihres Lebens einsam zu fühlen. Und trotzdem - Einsamkeit bleibt ein Tabuthema. Viele Menschen schämen sich offenbar, über ihre Gefühle des Alleinseins zu sprechen - so wie ich damals. Man hat Angst, dass man als „schwach“ oder „unfähig“ angesehen wird. Diese Stigmatisierung führt dazu, dass viele Betroffene ihr Leiden verbergen und sich noch weiter isolieren.
Zudem besteht die falsche Vorstellung, dass Einsamkeit ein Anzeichen für soziale Inkompetenz oder einen Mangel an persönlicher Stärke sei. In Wahrheit kann jedoch jede und jeder von Einsamkeit betroffen sein, unabhängig von sozialer Kompetenz oder Selbstbewusstsein. Es ist wichtig zu erkennen, dass Einsamkeit ein menschliches Gefühl ist, das jede/n treffen kann.
Daher müssen wir das Tabu brechen und ein Bewusstsein dafür schaffen. Hier einige Gründe, weshalb dies so wichtig ist:
Verbindung & Unterstützung
In dem wir offen über unsere eigenen Erfahrungen mit Einsamkeit sprechen, können wir ein Verständnis und eine Offenheit gegenüber diesem Thema schaffen. Austausch ist in jeder Hinsicht immer wertvoll. Wem tut es schon nicht gut zu hören, dass man mit gewissen „Sörgelis“ nicht alleine da steht?
Enstigmatisierung
Sich einsam zu fühlen, ist ein normales menschliches Gefühl. Es hat in keinerlei Hinsicht etwas mit Schwäche oder sozialer Inkompetenz zu tun. Niemand sollte sich für seine Gefühle schämen – im Gegenteil! Es zeugt von Stärke zu seinen Gefühlen zu stehen. In dem wir offen über Einsamkeit sprechen, brechen wir dieses Tabu und können das Bewusstsein dafür schärfen.
Gesundheitliche Auswirkung
Es ist bekannt, dass Einsamkeit schwerwiegende Auswirkungen auf die körperliche und geistige Gesundheit haben, von Depressionen, Schlafstörungen und Angstzuständen bis hin zu einem erhöhten Risiko für Herzkrankheiten und anderen Erkrankungen. Laut einem Artikel von SRF wurde sogar wissenschaftlich belegt, dass Einsamkeit so schädlich für den Körper ist wie das Rauchen von 15 Zigaretten am Tag!
Einsamkeit ist ein grosses Thema in der heutigen Gesellschaft – darf aber kein Tabu mehr sein. Wir müssen offen darüber sprechen. Hier sind wir als Gesellschaft gefordert, das Thema aus dieser Ecke herauszuholen und zu enttabuisieren. Dafür müssen wir für das Thema sensibilisieren und es sichtbar machen.
Ganz nach dem Motto: Lieber gemeinsam statt einsam. <3
Wie geht ihr mit dem Thema „Einsamkeit“ um? Gerne dürf ihr etwas in die Kommentare dazu schreiben, wenn ihr möchtet.
Alles Liebe,
Rahel
Spannender Artikel zum Thema Einsamkeit in der Schweiz: https://stories.swissinfo.ch/einsamkeit-in-der-schweiz#222900
Comments